- Pharma & Gesundheit ›
Gesundheitszustand

Statistiken zum Thema Magersucht
Gründe für magersucht, wer leidet unter magersucht, key insights.
Detaillierte Statistik
Anzahl der Fälle von Anorexie und Bulimie in Deutschland bis 2021
Essstörungen - Vollstationär behandelte Fälle in deutschen Krankenhäusern bis 2021
Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland bis 2021
Empfehlungen der Redaktion Aktuelle Statistiken zum Thema
Aktuelle statistiken zum thema.
Krankheiten
Bevölkerungsanteil mit Essstörung in Deutschland bis 2019
Verwandte Themen
- Konsum von alkoholischen Getränken
- Krankheit und Beruf
- Depression und Burn-out-Syndrom
- Krankenhäuser in Deutschland
- Psychische Erkrankungen
Empfehlungen der Redaktion
Verbreitung in deutschland.
- Premium Statistik Bevölkerungsanteil mit Essstörung in Deutschland bis 2019
- Premium Statistik Entwicklung von Essstörungen in Deutschland nach Alter bis 2020
- Basis Statistik Prävalenz von Essstörungssymptomen bei Jugendlichen nach Alter und Geschlecht 2017
- Premium Statistik Fallzahl von Anorexie in Deutschland bis 2019
- Premium Statistik Fallzahl von Bulimie in Deutschland bis 2019
Prävalenz von Essstörungen in Deutschland in den Jahren 1990 bis 2019
Entwicklung von Essstörungen in Deutschland nach Alter bis 2020
Entwicklung von Essstörungen in Deutschland nach Altersgruppe im Zeitraum der Jahre 2010 bis 2020
Prävalenz von Essstörungssymptomen bei Jugendlichen nach Alter und Geschlecht 2017
Prävalenz von Essstörungssymptomen unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht im Jahr 2017
Fallzahl von Anorexie in Deutschland bis 2019
Fälle von Anorexia nervosa (Magersucht) in Deutschland in den Jahren 1990 bis 2019
Fallzahl von Bulimie in Deutschland bis 2019
Fälle von Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) in Deutschland in den Jahren 1990 bis 2019
Internationaler Vergleich
- Premium Statistik Menschen, die unter Essstörungen leiden, weltweit nach Region 2019
- Premium Statistik Anteil der Weltbevölkerung mit Essstörungen bis 2019
- Premium Statistik Anteil der Weltbevölkerung mit Essstörungen nach Geschlecht bis 2019
- Premium Statistik Prävalenz von Essstörungen in ausgewählten Ländern weltweit 2019
- Premium Statistik Anzahl direkter Todesfälle aufgrund von Essstörungen* weltweit bis 2019
Menschen, die unter Essstörungen leiden, weltweit nach Region 2019
Anzahl der Menschen, die unter Essstörungen leiden, weltweit nach WHO-Region im Jahr 2019 (in Millionen)
Anteil der Weltbevölkerung mit Essstörungen bis 2019
Weltweiter Anteil der Bevölkerung, der unter Essstörungen leidet, in den Jahren 1990 bis 2019
Anteil der Weltbevölkerung mit Essstörungen nach Geschlecht bis 2019
Weltweiter Anteil der Bevölkerung, der unter Essstörungen leidet, nach Geschlecht in den Jahren 1990 bis 2019
Prävalenz von Essstörungen in ausgewählten Ländern weltweit 2019
Bevölkerungsanteil mit einer Essstörung nach ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2019
Anzahl direkter Todesfälle aufgrund von Essstörungen* weltweit bis 2019
Weltweite Anzahl direkter Todesfälle aufgrund von Essstörungen in den Jahren 1990 bis 2019
Krankenhaus- und Todesfälle
- Premium Statistik Essstörungen - Vollstationär behandelte Fälle in deutschen Krankenhäusern bis 2021
- Premium Statistik Stationäre Behandlungen von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose
- Premium Statistik Anzahl der Fälle von Anorexie und Bulimie in Deutschland bis 2021
- Basis Statistik Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland bis 2021
- Basis Statistik Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose bis 2021
Anzahl der in deutschen Krankenhäusern vollstationär behandelten Fälle von Essstörungen in den Jahren 2000 bis 2021
Stationäre Behandlungen von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose
Stationäre Behandlungen von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose in den Jahren 2000 bis 2021
Anzahl der in deutschen Krankenhäusern diagnostizierten Fälle von Anorexie und Bulimie in den Jahren 2000 bis 2021
Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2021
Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose bis 2021
Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland nach Diagnose in den Jahren 2019 bis 2021
Sozioökonomische Faktoren
- Basis Statistik Prävalenz von Essstörungen nach Länder-Einkommensgruppe 2019
- Premium Statistik Prävalenz von Essstörungssymptomen bei Jugendlichen nach Alter und Bildung 2017
- Premium Statistik Prävalenz von Essstörung bei Jugendlichen nach Alter und Migrationshintergrund
- Premium Statistik Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland 2022
- Premium Statistik Arbeitsunfähigkeitsdauer aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland 2022
- Premium Statistik Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland bis 2022
Prävalenz von Essstörungen nach Länder-Einkommensgruppe 2019
Prävalenz von Essstörungen weltweit nach Länder-Einkommensgruppe in den Jahren 1990 und 2019
Prävalenz von Essstörungssymptomen bei Jugendlichen nach Alter und Bildung 2017
Prävalenz von Essstörungssymptomen unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach Alter und Bildungsgrad im Jahr 2017
Prävalenz von Essstörung bei Jugendlichen nach Alter und Migrationshintergrund
Prävalenz von Essstörungssymptomen unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach Alter und Migrationshintergrund im Jahr 2017
Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland 2022
Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Essstörungen unter Frauen in Deutschland in den Jahren 2017 bis 2022
Arbeitsunfähigkeitsdauer aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland 2022
Arbeitsunfähigkeitsdauer aufgrund von Essstörungen unter Frauen in Deutschland in den Jahren 2017 bis 2022 (AU-Tage je Fall)
Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Essstörungen bei Frauen in Deutschland bis 2022
Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Essstörungen unter Frauen in Deutschland in den Jahren 2017 bis 2022
Weitere Reporte Die besten Reporte über Ihre Branche
Die besten reporte über ihre branche.
Mo - Fr, 9:30 - 17:00 Uhr (CET)
Mo - Fr, 9:00 - 18:00 Uhr (EST)
Mo - Fr, 9:00 - 17:00 Uhr (SGT)
Mo - Fr, 10:00 - 18:00 Uhr (JST)
Mo - Fr, 9:30 - 17:00 Uhr (GMT)
Anorexia nervosa: Steigt die Inzidenz in der Coronapandemie?
Anorexia nervosa: does the incidence increase during the coronavirus pandemic?
- Originalien
- Published: 23 December 2021
- volume 170 , pages 430–434 ( 2022 )
- Ulrike Wässerle 1 ,
- Uwe Ermer Dr. 1 ,
- Barbara Habisch Dr. 1 &
- Stephan Seeliger PD Dr. 1
4178 Accesses
Explore all metrics
Cite this article
Zusammenfassung.
Seit Beginn der Coronapandemie und den damit einhergehenden Lockdownmaßnahmen steigen die Behandlungszahlen für Kinder und Jugendliche mit Essstörungen und insbesondere mit Anorexia nervosa in der Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth in Neuburg/Donau deutlich.
Eine verstärkte Fokussierung auf die Kontrolle des Körpergewichts durch restriktives Essverhalten oder anderweitig herbeigeführte Gewichtsabnahme (Sport) kann Ängste vor Kontrollverlust kompensieren. Anorexietypische Denk- und Verhaltensmuster können als dysfunktionale Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien), ausgelöst durch Lockdownmaßnahmen im Rahmen der Coronapandemie, gewertet werden, um Kontrollerleben (im Sinne einer Ersatzstruktur) wiederzuerlangen, aber auch um Depressions- und Angstgefühle besser bewältigen zu können.
Since the beginning of the coronavirus pandemic and the associated lockdown measures, the number of children treated in this children’s hospital for eating disorders and in particular anorexia nervosa has significantly increased.
An increased focus on the control of body weight with restrictive eating habits or otherwise induced weight loss (sport) can compensate for fears of loss of control. Thinking and behavioral patterns which are typical for anorexia can be assessed as dysfunctional coping strategies of the corona pandemic in order to regain control (in the sense of a substitute structure) but also as a means of coping better with feelings of depression and anxiety.
Avoid common mistakes on your manuscript.
Seit März 2019 gelten fast weltweit unterschiedliche Regularien, die das Verhindern einer weiteren Ausbreitung der COVID-Pandemie (Virus: SARS-CoV-2) zum Ziel haben. Erste Arbeiten beschäftigen sich mit den Auswirkungen all dieser Maßnahmen auf die Psyche des Menschen, einige gezielt mit Fragestellungen zum Essverhalten und zu dessen Störungen [ 2 , 7 , 12 ]. Anorexia nervosa (AN) gehört zu den psychiatrischen Erkrankungen und hat in dieser Erkrankungsentität die höchste Mortalitäts- und geringste Remissionsrate. Die Erkrankung befällt insbesondere Mädchen und junge Frauen in Industrienationen. Gekennzeichnet ist diese Erkrankung, die zur großen Gruppe der Essstörungen gezählt wird, durch eine restriktive Nahrungsaufnahme, ein selbst induziertes Untergewicht auf dem Boden einer Körperschemastörung. Geprägt ist der klinische Alltag der Mädchen und Frauen durch die Angst, zu dick zu sein oder zu werden. Die eigene Figur und das Gewicht nehmen übermäßig Einfluss auf die Selbstbewertung, wobei ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) mit einem schwereren klinischen Verlauf (Komplikationen durch Mangelernährung als Multisystemerkrankung) und psychiatrischen Erkrankung assoziiert ist. Dies geht wiederum mit einer geringen Krankheitseinsicht der Patienten/Patientinnen einher. Wir verweisen für detailliertere Informationen zum Krankheitsbild und zur spezifischen Behandlung auf die aktuelle S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) und die darin empfohlene Literatur [ 5 ] sowie auf den Übersichtsartikel von Ehrlich 2021 [ 3 ].
Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen, 5. Auflage, (DSM-5) ist AN ab einem BMI unter der 5. Altersperzentile definiert; im Katalog der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) wird bereits ab einem BMI < 10. Altersperzentile als Diagnosekriterium von einer AN gesprochen. Das diagnostische Kriterium der endokrinen Störung (Amenorrhö) ist im DSM‑5 und in der ICD-11 nicht mehr enthalten [ 3 ]. In der gültigen AWMF S3-Leitlinie wird darauf hingewiesen, dass in wissenschaftlichen Arbeiten zu Inzidenzen und Prävalenz psychischer Erkrankungen überwiegend die Kriterien des DSM‑5 herangezogen werden sollten [ 5 ]. Im klinischen Alltag gelten jedoch gegenüber den Krankenkassen bislang die Kriterien der ICD-10. Diese Diskrepanz muss bei der Interpretation von Publikationen mitberücksichtigt werden. In der Bewertung unserer Angaben beziehen wir uns, um eine einheitliche Stichprobe über die beobachten Jahren zu generieren, auf die ICD-10, die als Grundlage der Krankenhausabrechnung mit der Krankenkasse herangezogen wird. Anhand eines aktuellen Fallbeispiels soll die Hospitalisierungshäufigkeit für die AN in der Region 10 von Bayern beleuchtet werden, einem Einzugsgebiet von ca. 88.000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, entsprechend einem Bevölkerungsanteil von ca. 16 %.
Fallbeispiel aus dem Klinikalltag
Ein 16-jähriges, stark untergewichtiges Mädchen wurde auf Anraten der ambulanten Kinder- und Jugendpsychiaterin mit der Diagnose AN vom restriktiven Typ mit selbst induziertem Gewichtsverlust von ca. 12 kg durch restriktive Nahrungsaufnahme und exzessive sportliche Betätigung zur stationären Behandlung vorgestellt. Die Erkrankung begann rückblickend zwischen den ersten und zweiten Lockdownmaßnahmen in 2020. Die Aufnahme erfolgte mit einem BMI 14,6 kg/m 2 (< 3. Altersperzentile; Abb. 1 ). Sie präsentierte sich bradykard (Herzfrequenz 45/min), zeigte die Symptomatik einer sekundären Amenorrhö sowie eine ausgeprägte Körperschemastörung. Das Mädchen berichtete, dass sie sich durch die Kontaktbeschränkungen im Rahmen der COVID-Pandemie und der ausgefallenen Beschulung vermehrt gelangweilt habe. In der Folge begann sie, sich verstärkt mit den Themen gesunde Ernährung und Fitness zu beschäftigen, wie dies auch in diversen sozialen Medien empfohlen worden sei. Die Gymnasiastin beschrieb sich als ehrgeizig und leistungsorientiert.

Gewichtsverlust bis zu einem BMI von 14,6 kg/m 2 (< 3. Altersperzentile)
Von den Eltern wurden im Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust eine verstärkte Reizbarkeit, Traurigkeit, Antriebsminderung, Nervosität und Schlafprobleme beschrieben. Vor Beginn der Pandemie seien keine derartigen Symptome von der Patientin oder den Eltern bemerkt worden.
Im Rahmen des stationären Aufenthalts zeigten sich in der emotionalen Diagnostik folgende Befunde: Im Beck-Depressionsinventar (BDI-II) zeigten sich Hinweise auf eine mittelgradig depressive Symptomatik mit Schwerpunkt auf den Veränderungen der Schlafgewohnheiten, der Reizbarkeit, des Appetits und des Energieverlusts. Im Eating Disorder Inventory 2 (EDI-2) erreichte das Mädchen im Vergleich zur weiblichen Kontrollgruppe auf folgenden Skalen erhöhte Werte: Schlankheitsstreben (Prozentrang PR 99), Unzufriedenheit mit dem Körper (PR 70–75), Perfektionismus (PR 95–99), interozeptive Wahrnehmung (PR 95–99) und Askese (PR 95). Im Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R) ergaben sich eine überdurchschnittliche soziale Orientierung und ausgeprägte Gesundheitssorgen bei unterdurchschnittlicher Aggressivität und Offenheit .
Neben psychotherapeutischen Interventionen im milieutherapeutischen Setting erhielt die Patientin über 20 Tage zusätzlich zur normalen Vollkost eine hochkalorische ballaststoffarme Trinknahrung für Kinder (Fresubin 1,5 kcal/ml, Fa. Fresenius Kabi Deutschland GmbH, Bad Homburg, Hessen). Sie erreichte unter dieser Ernährungstherapie innerhalb von 4 Wochen einen BMI von 16,4 kg/m 2 (< 3 Altersperzentile). Das Essverhalten der Patientin besserte sich rasch, sodass sich die Familie für eine vorzeitige Entlassung aus der stationären Betreuung entschied.
Datenerhebung
Die Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth in Neuburg/Donau stellt mit ihren beiden Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin wie auch Kinder- und Jugendpsychiatrie das einzige Schwerpunktkrankenhaus für Kinder und Jugendliche der Region 10 von Bayern dar, mit einem erweiterten Einzugsgebiet von ca. 550.000 Einwohnern. Circa 16 % der Bevölkerung haben das achtzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht, sodass diese Patienten/Patientinnen im Krankheitsfall fast ausschließlich in der Kinderklinik der Region stationär versorgt werden. Die Patienten/Patientinnen mit Essstörungen werden sowohl in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin (stationäre pädiatrische Psychosomatik) als auch in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Institutsambulanz, Tagesklinik, Kinder- und Jugendstation) auf der Basis eines verhaltenstherapeutisch orientierten, multimodalen und interdisziplinären Therapiesettings behandelt. Mithilfe des medizinischen Controlling wurden für 2021 (anteilig 01.01.–30.06.2021) sowie für die Jahre 2016 bis 2020 alle Kinder und Jugendlichen mit den Diagnosen F50.0–F50.9 (nach ICD-10) ausgeleitet (Tab. 1 ).
Seit Beginn der COVID-Pandemie und den damit einhergehenden Lockdownmaßnahmen scheinen die Behandlungszahlen für Kinder und Jugendliche mit AN anzusteigen [ 8 ]. Auch in der Presse finden sich mittlerweile immer häufiger Artikel zum Thema COVID-Pandemie und Essstörungen [ 14 ]. Für Deutschland konnte für alle psychischen Diagnoseschlüssel ein Anstieg der Prävalenzen von 9,9 auf 17,8 % während der Pandemie gezeigt werden [ 8 ]. Eine australische Studie publizierte für das Krankheitsbild der AN bereits einen Anstieg um 104 % für stationär behandlungspflichtige Adoleszente auf ihrem Kontinent [ 4 ].
Leider fehlen bislang genaue Untersuchungen, um bewerten zu können, ob es neben einem Anstieg der Prävalenz auch zu einem Anstieg der Neuerkrankungsraten gekommen ist [ 15 ].
Die überwiegende Zahl an Studien beschäftigt sich mit dem Einfluss der COVID-Pandemie auf Essstörungen im Kindes- und Jugendalter, ohne auf relevante Vorerkrankungen bzw. Vorbehandlungen der Erkrankten genauer einzugehen.
In der Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth, Neuburg/Donau wurden im Jahr 2016 49 Patienten/Patientinnen, 2017 35, 2018 25 Patienten/Patientinnen, 2019 27 Patienten/Patientinnen mit Essstörungen (F50.0–F50.9) behandelt.
Seit Beginn der COVID-Pandemie (in der vorliegendenDatenerhebung vereinfacht ab 01.01.2020 gerechnet) zeigte sich mit insgesamt 50 Patienten/Patientinnen (Essstörung gesamt) im Jahr 2020 ein erster Anstieg, der sich allein in den ersten 6 Monaten in 2021 mit 32 Patienten/Patientinnen fortsetzt (Tab. 1 ). Wurden 2016–2019 in der Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth, Neuburg/Donau durchschnittlich 34,0 Patienten/Patientinnen pro Jahr behandelt, ergibt sich damit eine Steigerung im Jahr 2020 um 47,1 %. Wenn man die durchschnittliche Anzahl der Patienten/Patientinnen pro Jahr (54,7) aus dem Zeitraum 01.01.2020–30.06.2021 mit der durchschnittlichen Anzahl der Patienten/Patientinnen der Jahre 2016–2019 vergleicht, ergibt sich eine Steigerung um 60,8 %. Bei Extrapolation für 2021 (auf 64 Patienten/Patientinnen) liegt die Steigerung der Behandlungszahlen im Jahr 2021 bei 88,2 %.
Bezogen auf die Diagnose AN (F50.0, F50.00, F50.01, F50.08; Tab. 2 ) zeigt sich ein noch deutlicherer Anstieg der Fallzahlen. In den Jahren 2016–2019 wurden in der Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth, Neuburg/Donau im Durchschnitt 10,25 Patienten/Patientinnen mit AN pro Jahr behandelt. Ein deutlicher Rückgang der Behandlungszahlen für AN von 2016–2019 ist dabei auffallend. Allgemein sanken nach offiziellen Statistiken die Krankenhausbehandlungen bei Essstörungen von 2016–2018 (nicht spezifiziert für Kinder und Jugendliche) [ 17 ]. Im Jahr 2020 waren es 18 Patienten/Patientinnen (Steigerung um 75,6 %), bei Extrapolation für 2021 liegt der Anstieg zu 2016–2019 bei 88,6 % (19,3 Patienten/Patientinnen). Somit haben sich für die Zeitspanne Januar 2020 bis Dezember 2021 (Extrapolation) die Patientenzahlen im Vergleich zu den Jahren 2016–2019 im Durchschnitt fast verdoppelt. Diese Daten entsprechen damit den Behandlungszahlen, die aus der australischen Studie aus dem Jahr 2020 abgeleitet werden konnten [ 4 ].
Erste Studienergebnisse, basierend auf Online-Umfragen, zeigen, dass bei Patienten/Patientinnen mit AN die Themen Essen, Sport und Gewichtskontrolle, einhergehend mit gesteigerter körperlicher Aktivität, dem Empfinden von Einsamkeit, Traurigkeit und verstärkter Unruhe eine größere Rolle während der Pandemie spielen als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie [ 9 , 10 ].
In der Literatur gibt es bereits erste Annahmen, dass Langeweile und weniger Ablenkungsmöglichkeiten durch Homeschooling und Ausgangsbeschränkungen im Alltag AN-typische Kognitionen und Verhaltensweisen auslösen und unterhalten [ 13 ].
Anorexietypische Denk- und Verhaltensmuster können offensichtlich durch die pandemiebedingten Maßnahmen im sozialen Miteinander dysfunktionale Bewältigungsstrategien triggern, sodass durch die Pandemieregularien und den damit einhergehenden Verlust von Alltagsstrukturen (z. B. Tagesstruktur, Tag-Nacht-Rhythmus) entstandene Unsicherheits- bzw. Kontrollverlusterfahrungen im Sinne einer Ersatzstruktur kompensiert werden.
Es konnte bereits gezeigt werden, dass ein gering ausgeprägtes Gefühl der Selbstkontrolle sowie Ängste vor Verlust der Selbstkontrolle signifikante Prädiktoren für die Entwicklung einer AN darstellen [ 11 ]. Zu den bekannten ätiologischen Faktoren einer AN zählen u. a. ängstlich-vermeidende und zwanghafte Persönlichkeitszüge [ 3 ], die in einer Situation von hoher Unsicherheit und wenig individuellen Kontrollmöglichkeiten, wie es die Lockdownmaßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie mit sich bringen, zum Tragen kommen können. Dieser Kontrollverlust und die damit einhergehende Angst lässt sich auch anhand der aktuell steigenden Zahlen für AN in der Region 10 in Bayern untermauern.
Bei Patienten/Patientinnen mit AN haben Ausgangsbeschränkungen, Homeschooling, Social Distancing sowie das subjektive Gefühl, eingesperrt zu sein, zusätzlich direkte negative Auswirkungen auf die Stimmungslage und die Behandlungsmotivation [ 10 , 12 , 13 ].
Speziell in der Gruppe der Patienten/Patientinnen mit AN werden auf der anderen Seite in der aktuellen Literatur auch durchaus positive Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie diskutiert. So wurden eine bessere Selbstfürsorge und verbesserte familiäre Beziehungen im Rahmen der Lockdownmaßnahmen beschrieben, was wiederum einen positiven Effekt auf anorexiespezifische Symptome hatte. Auch werden Auswirkungen des Homeschooling kontrovers diskutiert: Neben den bereits beschriebenen negativen Auswirkungen werden positive Effekte auf die Autonomieentwicklung und Selbstfürsorge bei Patienten/Patientinnen mit AN beschrieben, die als protektive Faktoren für die betroffenen Patienten/Patientinnen gewertet werden können [ 13 ].
Nach der aktuell existierenden Literatur scheinen sich bestimmte pandemiebedingte Vulnerabilitätsfaktoren zu zeigen, die einen Hinweis darauf geben könnten, welche Patientengruppe einer zeitnahen Behandlung zugeführt werden sollte: Eine schlechte therapeutische Beziehung, große Ansteckungsängste sowie soziale Isolation scheinen zu einer Verschlechterung des Essverhaltens sowie der Psychopathologie zu führen. Auch eine geringe Zufriedenheit mit familiären und freundschaftlichen Beziehungen sowie geringe soziale Unterstützung scheinen sich negativ auf die Essstörungssymptome auszuwirken [ 6 ].
Streit zu Hause und Sorgen um die Sicherheit naher Angehöriger scheinen darüber hinaus zu einer Verschlechterung von Essstörungssymptomen zu führen [ 1 ].
Die im Fallbeispiel dieses Artikels exemplarisch vorgestellte Patientin zeigt einige solcher Vulnerabilitätsfaktoren (z. B. soziale Isolation, Vernachlässigung freundschaftlicher Beziehungen und damit verstärkte Konzentration auf anorexietypische Themen, familiäre Konflikte verstärkt durch Lockdown). Durch die im Lockdown allgemein nachgewiesene Verstärkung von depressiven Symptomen, Ängsten und Zwängen (häufige Komorbiditäten bei AN) scheint es bei ihr auch zu einer Exazerbation der Symptome der AN gekommen zu sein.
Durch eine kontinuierliche adäquate Behandlung scheint sich die Psychopathologie betroffener Patienten/Patientinnen verbessern lassen zu können [ 1 ].
Die Tatsache, dass die im Fallbeispiel beschriebene Patientin nicht unbehandelt, sondern der Klinik aus einer engmaschigen ambulanten kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung zugewiesen wurde, könnte neben anderen Faktoren ein Grund für den positiven Krankheitsverlauf gewesen sein.
Durch den plötzlichen Wegfall psychotherapeutischer und medizinischer Behandlungsangebote im Lockdown scheint sich die Situation noch zusätzlich verschärft zu haben und könnte den nun spürbar steigenden Bedarf für ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlungsangebote erklären. Im aktuellen Krankenhausreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK (veröffentlicht am 09.09.2021) ist bei insgesamt sinkenden stationären Behandlungszahlen in den deutschen Kinderkliniken allgemein (−41,4 % 2020) eine kontinuierliche Steigerung der stationär behandlungsbedürftigen Essstörungen als indirekte Folge der Lockdownmaßnahmen zu verzeichnen (+8,9 % 2020) [ 16 ]. Um diesem deutlichen Plus an Patienten/Patientinnen zeitnah ein Behandlungsangebot machen zu können, sollte auch über digitale Behandlungskonzepte nachgedacht werden. Erste Hinweise auf einen vielversprechenden Nutzen von Online-Therapie-Angeboten sind publiziert [ 1 , 9 ]. Die bisherigen Studienergebnisse sprechen für den Nutzen einer kontinuierlichen Behandlung der betroffenen Patienten/Patientinnen, eine Unterbrechung des Therapieprozesses sollte daher unbedingt vermieden werden. Die gute Verfügbarkeit digitaler Kommunikationswege ermöglicht den Betroffenen eine einfachere Inanspruchnahme und lässt sich auch in einer Postcoronapandemiezeit gut in Behandlungssystemen integrieren.
Fazit für die Praxis
Die Fallzahlen für Anorexia nervosa im Rahmen der Covid-19-Pandemie sind international deutlich angestiegen.
Besonders vulnerable Patientengruppe sind Patienten/Patientinnen, die eine schlechte therapeutische Beziehung haben, die sozial isoliert und wenig zufrieden mit familiären und/oder freundschaftlichen Beziehungen sind sowie hohe Ansteckungsängste haben.
Es sollte alles dafür getan werden, dass die therapeutische Versorgung der Betroffenen aufrechterhalten wird (trotz Lockdownmaßnahmen). Online-Therapie-Angebote haben sich als vielversprechend und hilfreich gezeigt.
Verwendete Literatur
Castellini G, Cassioli E, Rossi E et al (2020) The impact of COVID-19 epidemic on eating disorders: A longitudinal observation of pre versus post psychopathological features in a sample of patients with eating disorders and a group of healthy controls. Int J Eat Disord 53(11):1855–1862
Article Google Scholar
Dumitrașcu MC, Șandru F, Carsote M, Petca RC, Gheorghisan-Galateanu AA, Petca A, Valea A (2021) Anorexia nervosa: COVID-19 pandemic period (review). Exp Ther Med 22(2):804. https://doi.org/10.3892/etm.2021.10236 (PMID: 34093760; PMCID: PMC8170656)
Article CAS PubMed PubMed Central Google Scholar
Ehrlich S (2021) Anorexia nervosa im Kindes- und Jugendalter. Monatsschr Kinderheilkd 169:473–483
Haripersad YV, Kannegiesser-Bailey M, Morton K, Skeldon S, Shipton N, Edwards K, Newton R, Newell A, Stevenson PG, Martin AC (2020) Outbreak of anorexia nervosa admissions during the COVID-19 pandemic. Arch Dis Child 106:e15. https://doi.org/10.1136/archdischild-2020-319868
Article PubMed Google Scholar
Herpertz S, Fichter M, Herpertz-Dahlmann B, Hilbert A, Tuschen-Caffier B, Vocks S, Zeeck A (2019) S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen, 2. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg
Book Google Scholar
Monteleone A, Cascino G, Marciello F et al (2021) Risk and resilience factors for specific and general psychopathology worsening in people with Eating Disorders during COVID-19 pandemic: a retrospective Italian multicenter study. Eat Weight Disord. https://doi.org/10.1007/s40519-020-01097-x
Article PubMed PubMed Central Google Scholar
Murphy R, Calugi S, Cooper Z, Dalle Grave R (2020) Challenges and opportunities for enhanced cognitive behaviour therapy (CBT-E) in light of COVID-19. Cogn Behav Therap 13:e14. https://doi.org/10.1017/S1754470X20000161 (PMID: 34191937; PMCID: PMC7264449)
Ravens-Sieberer U, Kaman A, Erhart M et al (2021) Impact of the COVID-19 pandemic on quality of life and mental health in children and adolescents in Germany. Eur Child Adolesc Psychiatry. https://doi.org/10.1007/s00787-021-01726-5
Schlegl S, Maier J, Meule A, Voderholzer U (2020) Eating disorders in times of the COVID-19 pandemic-Results from an online survey of patients with anorexia nervosa. Int J Eat Disord 53(11):1791–1800
Termorshuizen JD, Watson HJ, Thornton LM, Borg S, Flatt RE, MacDermod CM, Harper LE, van Furth EF, Peat CM, Bulik CM (2020) Early impact of COVID-19 on individuals with self-reported eating disorders: A survey of ~1,000 individuals in the United States and the Netherlands. Int J Eat Disord 53(11):1780–1790
Tiggemann M, Raven M (1998) Dimensions of control in bulimia and anorexia nervosa: Internal control, desire for control, or fear of losing self-control? Eat Disord 6(1):65–71
Walsh O, McNicholas F (2020) Assessment and management of anorexia nervosa during COVID-19. Ir J Psychol Med 37(3):187–191
Article CAS Google Scholar
Zeiler M, Tanja W, Kahlenberg L, Gröbner E‑M et al (2021) Impact of COVID-19 confinement on adolescent patients with anorexia nervosa: a qualitative interview study involving adolescents and parents. Int J Environ Res Public Health 18(8):4251
Zinkler D (2021) Wenn mit dem Coronavirus die Magersucht kommt. Bergedorfer Tagblatt vom 19.06.2021
Google Scholar
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127638/Aktuell-haben-wir-eine-Warteliste-von-bis-zu-einem-Jahr . Zugegriffen: 9. Okt. 2021
https://www.dak.de/dak/download/studie-2480806.pdf . Zugegriffen: 9. Okt. 2021
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28909/umfrage/in-krankenhaeusern-diagnostizierte-faelle-von-anorexie-und-bulimie/ . Zugegriffen: 9. Okt. 2021
Weiterführende Literatur
Phillipou A, Meyer D, Neill E et al (2020) Eating and exercise behaviors in eating disorders and the general population during the COVID-19 pandemic in Australia: Initial results from the COLLATE project. int J Eat Disord. https://doi.org/10.1002/eat.23317
Puckett L, Grayeb D, Khatri V, Cass K, Mehler P (2021) A comprehensive review of complications and new findings associated with anorexia nervosa. J Clin Med 10(12):2555. https://doi.org/10.3390/jcm10122555 (PMID: 34207744; PMCID: PMC8226688)
Download references
Author information
Authors and affiliations.
Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik Sankt Elisabeth, Müller-Gnadenegg-Weg 4, 86633, Neuburg/Donau, Deutschland
Ulrike Wässerle, Uwe Ermer Dr., Barbara Habisch Dr. & Stephan Seeliger PD Dr.
You can also search for this author in PubMed Google Scholar
Corresponding author
Correspondence to Ulrike Wässerle .
Ethics declarations
Interessenkonflikt.
U. Wässerle, U. Ermer, B. Habisch und S. Seeliger geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Alle Patienten, die über Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts zu identifizieren sind, haben hierzu ihre schriftliche Einwilligung gegeben. Im Falle von nichtmündigen Patienten liegt die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten oder des gesetzlich bestellten Betreuers vor
Additional information
Berthold Koletzko, München
Thomas Lücke, Bochum
Ertan Mayatepek, Düsseldorf
Norbert Wagner, Aachen
Stefan Wirth, Wuppertal
Fred Zepp, Mainz

QR-Code scannen & Beitrag online lesen
Rights and permissions
Reprints and Permissions
About this article
Wässerle, U., Ermer, U., Habisch, B. et al. Anorexia nervosa: Steigt die Inzidenz in der Coronapandemie?. Monatsschr Kinderheilkd 170 , 430–434 (2022). https://doi.org/10.1007/s00112-021-01385-5
Download citation
Accepted : 15 November 2021
Published : 23 December 2021
Issue Date : May 2022
DOI : https://doi.org/10.1007/s00112-021-01385-5
Share this article
Anyone you share the following link with will be able to read this content:
Sorry, a shareable link is not currently available for this article.
Provided by the Springer Nature SharedIt content-sharing initiative
Schlüsselwörter
- Kontrollverlust
- Lockdownmaßnahmen
- Bewältigungsstrategie
- Loss of control
- Lockdown measures
- Eating disorder
- Coping strategy
- Find a journal
- Publish with us
- Main navigation
- Content area
Essstörungen
Service navigation.

- Bundesamt für Gesundheit BAG
Hauptnavigation
- Gesund leben
- Gesundheitsförderung & Prävention
- Körpergewicht
Kontaktangaben
Neben der sehr präsenten Thematik von Übergewicht und Adipositas sind Essstörungen und damit verbundenes Untergewicht ein nicht zu vernachlässigendes Thema.

Zu den Essstörungen zählen die Erkrankungen Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) und andere problematische Verhaltensweisen. Essstörungen können schwerwiegende körperliche, psychische und soziale Konsequenzen für die Betroffenen haben, die im Extremfall zu Invalidität und Tod führen.
2010 wurde das Vorkommen verschiedener Essstörungen in der Schweiz erstmals mittels einer differenzierten Befragung erhoben. Die Studie für die Erhebung der Prävalenz von Essstörungen wurde im Auftrag des BAG vom Universitätsspital Zürich und der Universität Zürich (Institut für Sozial- und Präventivmedizin) durchgeführt.
Insgesamt sind 3.5% der Schweizer Wohnbevölkerung im Laufe ihres Lebens von einer Essstörung betroffen. Es wurden folgende Lebenszeitprävalenzen von den drei Essstörungsformen aufgezeigt: bei den Frauen 1.2% für Anorexia nervosa, 2.4% für Bulimia nervosa und 2.4% für die Binge Eating Störung, sowie bei den Männern 0.2% für Anorexie, 0.9% für Bulimie und 0.7% für Binge Eating. Insgesamt sind 3.5% der Schweizer Wohnbevölkerung von einer Essstörung im Laufe ihres Lebens betroffen.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Essstörungen (in Englisch), Stand 21.06.2022 (PDF, 573 kB, 22.06.2022)
Prävalenz von Essstörungen in der Schweiz (PDF, 1 MB, 07.05.2012) Prof. Dr. Ulrich Schnyder, PD Dr. Gabriella Milos, PD Dr. Meichum Mohler-Kuo. lic. phil. Petra Dermota Universitätsspital Zürich
Weiterführende Themen
Krankheiten a-z.
Letzte Änderung 30.08.2022
Zum Seitenanfang
Bundesamt für Gesundheit BAG Abteilung Prävention nichtübertragbarer Krankheiten Schwarzenburgstrasse 157 3003 Bern Schweiz Tel. +41 58 463 88 24 E-Mail
Kontaktinformationen drucken

Hilfe bei Suchtproblemen
Postleitzahl oder Ort
Umkreis Umkreis 2 km 5 km 10 km 25 km 50 km 100 km

Anorexia nervosa (Magersucht)
Die augenfälligste Essstörung ist die „Anorexia nervosa“, umgangssprachlich als „Magersucht“ bekannt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet Appetitlosigkeit. Der Zusatz „nervosa“ drückt aus, dass die Erkrankung „nervlich“ bzw. psychisch bedingt ist.
Starker Gewichtsverlust und Untergewicht
Menschen mit einer Magersucht unterdrücken Appetit und Hungergefühle. Sie nehmen so wenig Nahrung wie möglich zu sich. Ihr Ziel, schlank zu werden, verfolgen sie mit unerbittlicher Härte. Essen wird als Triebbefriedigung gesehen und abgelehnt. Egal wie dünn sie bereits sind, erleben sie sich dennoch als zu dick. In der Regel sind sie sehr aktiv und entwickeln besonderen sportlichen und schulischen bzw. beruflichen Ehrgeiz.
Viele Betroffene entwickeln Essrituale, die am häufigsten in langsamem Essen, dem Kleinschneiden von Nahrung und einer festgelegten, ausgewählten Zusammenstellung der Nahrungsmittel bestehen. Auf die Essproblematik angesprochen, reagieren sie häufig aggressiv und abwehrend oder verharmlosen das Problem. Manche Patienten und Patientinnen mit Magersucht hungern so extrem, dass ihr Leben bedroht ist. Dann kann die Zwangsernährung in einer Klinik als lebensrettende Maßnahme notwendig werden.
Essanfälle
Da Hungern nicht leicht auszuhalten ist, kommt es bei einem Teil der Betroffenen, insbesondere bei längerer Krankheitsdauer, zu Essanfällen. Um das niedrige Gewicht dennoch zu halten, können selbst herbeigeführtes Erbrechen oder der Missbrauch von Abführmitteln (Laxanzien), Entwässerungstabletten (Diuretika) oder anderen Medikamenten hinzukommen.
Körperliche Komplikationen und Folgeschäden
Eine Magersucht verändert, beeinträchtigt und schädigt körperliche Funktionen.
- Es kommt zu körperlichen Mangelerscheinungen, weil der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.
- Häufiges (meist selbst herbeigeführtes) Erbrechen schädigt den Zahnschmelz und die Speiseröhre. Es kann auch zu Störungen der Nierenfunktion kommen.
- Blähungen, Bauchschmerzen und Verstopfung können als Begleiterscheinung des Untergewichts auftreten.
- Das Risiko für Herzrhythmusstörungen ist erhöht
- Zu den häufigsten Komplikationen langjährigen Untergewichts gehören das Auftreten einer verminderten Knochendichte (Osteopenie) oder einer Osteoporose (Knochenschwund). Betroffene sind daher anfälliger für Knochenbrüche (erhöhtes Frakturrisiko).
Hilfe für Betroffene und Angehörige
Bei Essstörungen sind Beratungszentren oftmals die erste Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige. Ambulante Beratung wird von spezialisierten Beratungseinrichtungen für Essstörungen, aber von auch Frauen-, Jugend- und Suchtberatungsstellen sowie weiteren psychosoziale Beratungsstellen und Gesundheitsämter angeboten. Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie unter: www.suchthilfeverzeichnis.de
Weitere Informationen
Informationen zu Essstörungen für Betroffene, Angehörige und Fachleute:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.bzga-essstoerungen.de
Informationen für Fachleute:
- Bundesfachverband Essstörungen e.V. www.bundesfachverbandessstoerungen.de
- Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. www.dgess.de
Springer Medizin

Open Access 01.12.2023
Spinal muscular atrophy and anorexia nervosa: a case report
verfasst von: Siu Tsin Au Yeung, Colleen Alford, Daniel You
Erschienen in: BMC Pediatrics | Ausgabe 1/2023
- Case presentation
- Discussion and conclusions
- Acknowledgements
- Declarations
- Ethics approval and consent to participate
- Consent for publication
- Competing interests
- Publisher’s Note
0 / 0
Conclusions
Weitere artikel der ausgabe 1/2023, anemia and associated factors among 6 to 59 months age children attending health facilities in kombolcha town, northeast ethiopia: a facility-based cross-sectional study, the relationship between screen time and attention deficit/hyperactivity disorder in chinese preschool children under the multichild policy: a cross-sectional survey.
Case report
Leucine-rich glioma-inactivated protein 1 antibody-associated encephalitis in a 22-month-old girl: a case report
Incidence and risk factors associated with negative postoperative behavioral changes in children undergoing painless gastroscopy, clinical factors associated with need for neurosurgical care in young children with imaging for macrocephaly: a case control study, genetic studies in the pakistani population reveal novel associations with ventricular septal defects (vsds), neu im fachgebiet pädiatrie.
06.12.2023 | Biomarker | Nachrichten
Lassen sich altersassoziierte Erkrankungen via Bluttest vorhersagen?
04.12.2023 | Notfälle in Gynäkologie und Geburtshilfe | Nachrichten
Plötzlich nachlassende Kindsbewegungen immer ernst nehmen!
04.12.2023 | Praxismanagement | Nachrichten
Praxen: Systematisches Fehlermanagement bleibt die Ausnahme
01.12.2023 | Maldeszensus testis | Nachrichten
Erworbenen Kryptorchismus nicht übersehen
Update pädiatrie.
Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.
- Facharzt-Training
- Zeitschriften
- Springer Medizin Podcast
- Info & Hilfe
- Anästhesiologie
- Allgemeinmedizin
- Arbeitsmedizin
- Augenheilkunde
- Dermatologie
- Gynäkologie und Geburtshilfe
- Innere Medizin
- Kardiologie
- Onkologie und Hämatologie
- Orthopädie und Unfallchirurgie
- Psychiatrie
- Rechtsmedizin
- Zahnmedizin
- Klimawandel und Gesundheit
- Neues aus dem Markt
- Praxis und Beruf
- Seltene Erkrankungen
- GOÄ & EBM
- Kasuistiken
- Algorithmen & Infografiken
- Blickdiagnosen
- Kongressberichterstattung
- Medizin für Apothekerinnen und Apotheker
- Für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung
- Für Medizinstudierende

Anorexia nervosa - "Magersucht"
- Woran lässt sich eine Magersucht erkennen?
- Welche körperlichen Folgen und Komplikationen kann die Magersucht nach sich ziehen?
- Häufigkeit und Verbreitung der Magersucht (Epidemiologie)
- Was sind mögliche Ursachen und Hintergründe der Erkrankung?
- Wie lässt sich die Magersucht wirksam behandeln?
- Wann sollte eine stationäre Behandlung erfolgen?
- Ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll?
Woran sich eine Magersucht erkennen lässt: Hauptsymptome und Folgen
Im Mittelpunkt des Krankheitsbildes steht die Störung des Essverhaltens. Die Betroffenen haben große Angst davor, dick zu werden und halten ihr Gewicht bewusst deutlich unter der altersentsprechenden Norm. Dies erreichen sie durch
- streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme , d. h. Weglassen von Mahlzeiten, rigides Diätverhalten mit kalorienarmer Kost bis hin zur Nulldiät oder zeitweiligen Hungerperioden (sog. "restriktive Form der Magersucht"); evt. Unterdrückung des Hungergefühls durch Trinken großer Flüssigkeitsmengen.
- Typisch ist eine sehr strenge Selektion der Nahrungsmittel, die Ritualisierung der Mahlzeiten oder die Tendenz, Essenssituationen - besonders das Essen in Gemeinschaft - zu vermeiden
- Manchmal wird die Gewichtsabnahme zusätzlich durch wiederholtes selbst ausgelöstes Erbrechen nach den Mahlzeiten oder durch Einnahme von Abführmitteln, Appetitzüglern, Entwässerungsmitteln o. ä. herbeigeführt (sog. "aktive Form der Magersucht", "binge-purging-type").
- Die Patientinnen zeigen zudem häufig eine übertriebene körperliche Aktivität und treiben exzessiv Sport, um Kalorien zu verbrennen.
Magersüchtige haben infolge des extremen Hungerns deutliches Untergewicht, die Gewichtsabnahme geht nicht selten bis zur völligen Auszehrung (Kachexie).
- Das Körpergewicht liegt oft 25 % oder mehr - mindestens jedoch 15 % - unter der Altersnorm (was bei Erwachsenen einem BMI von < 17,5 entspricht, bei Kindern und Jugendlichen - je nach Alter und Größe - deutlich niedriger),
- was schwere gesundheitliche Komplikationen zur Folge haben kann; in besonders schweren Fällen kann die Erkrankung tödlich verlaufen.
- Regelhaft kommt es bei Unterschreiten einer bestimmten Gewichtsschwelle zu einer umfassenden endokrinen Störung , d.h einer gestörten Hormonregulation mit nachfolgendem Ausbleiben der Periode (bleibt die Menstruation ganz aus bzw. setzt nur nach Hormongabe bzw. Einnahme der Pille ein, so spricht man von Amenorrhoe) und Nachlassen der sexuellen Bedürfnisse (Libidoverlust).
- Sofern der Beginn der Magersucht vor die Pubertät fällt, kommt es zu einer verzögerten Pubertätsentwicklung und zu Wachstumsstörungen .
Bei Magersüchtigen ist das Verhältnis zum eigenen Gewicht, zur eigenen Figur und die Körperwahrnehmung tiefgreifend gestört. Für die Diagnose einer Anorexia nervosa sind die nachfolgenden Kriterien wesentlich:
- Die Betroffenen erleben sich trotz ihres Untergewichts unbeirrbar als zu dick, was als Körperschemastörung bezeichnet wird,und setzen sich - ungeachtet des bereits bestehenden Untergewichts - immer niedrigere Gewichtsgrenzen.
- Diese sogenannte Gewichtsphobie (extreme Angst vor Gewichtszunahme) unterscheidet die Magersucht eindeutig von anderen Formen des Fastens (z .B. aus religiösen Motiven), aber auch von gestörtem Essverhalten im Zusammenhang mit anderen psychiatrischen Erkrankungen (z. B. Depressionen).
Bei Magersüchtigen ist, trotz der körperlichen Einschränkung, oft eine extreme Leistungsorientiertheit und ein Hang zum Perfektionismus zu beobachten. Ihre Fähigkeit zu intensiveren Kontakten und emotionalem Austausch ist demgegenüber eingeschränkt, sie leben oftmals in sozialer Isolation , haben sich bereits zu Beginn oder im Laufe der Erkrankung mehr und mehr zurückgezogen. Das Verlangen nach Sexualität ist meist gering, vielfach sogar mit Angst besetzt. Die häufig zu beobachtenden ausgeprägten Stimmungsschwankungen (mit Gereiztheit und schlechter Stimmung) und die depressive Verstimmtheit (mit ausgeprägter Traurigkeit oder einem Gefühl innerer Leere) sind häufig als direkte Folge des Untergewichts und des körperlichen Mangelzustands anzusehen. Nicht selten finden sich jedoch auch darüber hinaus gehende komorbide, d. h. gleichzeitig bestehende, psychische Auffälligkeiten . Dazu zählen insbesondere affektive Störungen (Depressionen, Angsterkrankungen) oder Zwangserkrankungen, gelegentlich auch Suchterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.
Welche körperlichen Folgen und Komplikationen kann Magersucht nach sich ziehen?
- Aussetzen der Menstruation / Unfruchtbarkeit / Libidoverlust (sexuelle Lustlosigkeit)
- verzögerte Pubertätsentwicklung / Minderwuchs
- Störung des Mineralstoff- / Elektrolyt- / Vitaminhaushaltes
- Erniedrigung des Gesamtproteins und des Albumins im Blut, was zu ödemen (Wassereinlagerungen) führen kann
- Veränderungen des Fettstoffwechsels
- Blutarmut (Blutbildveränderungen, alle Blutzelllinien betreffend)
- ausgeprägte Zahnschmelzschädigungen (bei Erbrechen)
- Speicheldrüsenschwellung
- gestörtes Haarwachstum / -ausfall / Wiederauftreten von Lanugobehaarung (Flaumhaar)
- trockene, schuppige Haut
- Minderdurchblutung in den Fingern, bzw. blaue Hände und Füße (Akrozyanose)
- übermäßiges Frieren
- Schwielen an den Fingern oder am Handrücken (durch wiederholtes Auslösen des Würgereflexes mittels "Finger-in-den-Hals-stecken")
- Schlafstörungen, Nervosität u.a. vegetative Symptome
- Darmträgheit / Obstipation / Speiseröhrenentzündungen / Magen-Darm-Geschwüre
- Herz-Kreislauf-Probleme / EKG-Veränderungen / Herzbeutelerguß
- Leberfunktionsstörungen / Erhöhung der Leberenzyme (Transaminasen, Lipase)
- Nierenfunktionsstörungen
- Osteoporose/-malazie (Knochenbrüchigkeit bzw. -erweichung)
- periphere Nervenschädigungen / Hirnatrophie / Krampfanfälle
Häufigkeit und Verbreitung der Magersucht (Epidemiologie): Zahlen und Fakten
Das höchste Erkrankungsrisiko haben junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren, in dieser Risikogruppe erkranken von 100 000 Frauen zwischen 50 und 75 pro Jahr. In bestimmten Hochrisikogruppen ist die Häufigkeit (Prävalenz) deutlich höher (z.B. Balletttänzerinnen, einige - nicht alle! - gewichtsabhängige Sportarten). Das Verhältnis in der Häufigkeitsverteilung Mädchen/junge Frauen zu Jungen/jungen Männern beträgt für die Anorexie etwa 10-20 zu 1, d. h. es erkranken ca. 10-20 mal mehr Frauen als Männer an Magersucht. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ergibt dies 0,1 bis 0,6 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner und Jahr (die Anzahl neuer Erkrankungsfälle pro Zeiteinheit wird als Inzidenz bezeichnet). Das Erkrankungsrisiko während des ganzen Lebens (Lebenszeit-Prävalenz) beträgt für Frauen ca. 1 %. Die Anzahl von Patientinnen, die nicht das Vollbild einer Anorexie erreichen, aber dennoch eine klinisch bedeutsame Essstörungssymptomatik haben (sog. partielle Essstörungssyndrome), liegt indes deutlich höher. Jüngste epidemiologische Untersuchungen bestätigen einen Anstieg der Neuerkrankungen der Anorexie in den letzten fünf Jahrzehnten ausschließlich in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren. Insgesamt ist - entgegen der weitläufigen Meinung - keine Zunahme der absoluten Häufigkeit der Anorexie innerhalb der Gesamtpopulation zu verzeichnen, wohl aber eine Verschiebung in jüngere Altersgruppen.
Wie eine Magersucht entsteht: Mögliche Ursachen und Hintergründe
Entstehung und Aufrechterhaltung einer Magersucht werden als ein multifaktorielles, d. h. durch vielfältige Einflüsse bedingtes, komplexes Krankheitsgeschehen gesehen, bei dem individuelle psychische Faktoren mit biologischen, soziokulturellen und familiären Faktoren zusammenwirken.
- Magersucht kann als Ausdruck eines Konfliktes verstanden werden, für den die Betroffenen keine andere Lösung als das Hungern finden können. Die Anorexie kann somit existentielle psychische Bedürfnisse ausdrücken, die die betroffenen Patienten nicht ausleben und - vorerst - nicht anders äußern können. Es gibt verschiedene psychodynamische Theorien und Erklärungsmodelle, die auf die individuelle, insbesondere die frühkindliche Lebensgeschichte der Betroffenen Bezug nehmen, äußere/interpersonelle oder innere/intrapsychische Konflikte (Ringen um Unabhängigkeit, Auseinandersetzung mit Sexualität, Selbstwertproblematik) betonen oder auf unbewältigte Entwicklungsaufgaben (Autonomieentwicklung, Ablösung vom Elternhaus, Selbstbehauptung) verweisen.
- Familiendynamisch stellt die Pubertät und die Verselbständigung des Kindes eine Schwellensituation dar, die das gesamte Familiensystem ergreift und allen Beteiligten - auch den Eltern - abverlangt, neue Perspektiven bezüglich der eigenen Zukunft zu entwickeln; dies geschieht oftmals nicht ohne entsprechende ängste und Misserfolge. Auswirkung und Bedeutung der Familie für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Störung wurden vielfach beschrieben. Häufig bestehen überenge Beziehungen, und die Patienten haben Schwierigkeiten, sich gegenüber familiären Ansprüchen abzugrenzen. Die familiären Einflussfaktoren tragen zu einem erheblichen Ausmaß zu positiven Veränderungen, aber auch zu schwierigen Verläufen (und Therapieabbrüchen) bei.
- Lerntheoretisch werden die Verselbständigung des einmal begonnenen Abnehmens und der damit verbundenen inadäquaten Verhaltensweisen hervorgehoben. Es wird von einem biopsychosozialem Modell ausgegangen, wonach die Krankheitsentwicklung als Wechselwirkung individueller Vulnerabilitätsfaktoren (z. B. geringes Selbstwertgefühl, Defizite in der Selbstwahrnehmung und Affektkontrolle, verzerrte Realitätswahrnehmung) mit bestimmten Umweltfaktoren erklärt und das gestörte Essverhalten primär als problematische Konfliktlösungsstrategie insbesondere in Stress-Situationen verstanden wird.
- Da die Erkrankung vor allem Frauen betrifft, kann man davon ausgehen, dass das soziokulturell festgelegte Schönheits- und Schlankheitsideal der Gesellschaft eine gewisse Rolle spielt: Massenmedien und Werbung lassen den Eindruck entstehen, dass Frauen, die diesem Ideal entsprechen, besonders attraktiv, erfolgreich, unabhängig, leistungsfähig etc. seien. Wenn das Bedürfnis, einer solchen Idealvorstellung zu entsprechen, jedoch so groß ist, dass schwerwiegende gesundheitliche Risiken in Kauf genommen werden, wenn zudem die Wahrnehmung des eigenen Körpers derart verzerrt ist und sich das Hungern verselbständigt, dann müssen noch andere Faktoren angenommen werden, die mit dem Einfluss einer Modeströmung allein sicher nicht zu erklären sind.
- Solche sind neben den bereits erwähnten psychischen auch biologische Faktoren (z. B. Funktionsstörungen bestimmter Neurohormone/Botenstoffe im Gehirn), die eine Magersucht unterhalten und auch für die ernste Prognose verantwortlich sind. Dass es eine erbliche Komponente bei der Entstehung der Anorexia nervosa gibt, haben eine Reihe von Zwillingsstudien und populationsgenetischen Untersuchungen ergeben. Genauere Mechanismen und quantitative Daten zum relativen Anteil genetischer und umweltbedingter Faktoren bei der Krankheitsentwicklung sind jedoch noch unbekannt.
Auslösesituationen der Erkrankung sind häufig reale oder phantasierte Trennungserlebnisse von den Eltern (z. B. erste alleinige Urlaubs-, Schüleraustausch- oder Aupair-Auslandsaufenthalte), der Verlust nahestehender Menschen (z. B. Tod der Großeltern) oder alterstypische Verunsicherungen im Rahmen erster erotischer Kontakte, Verführungssituationen oder Enttäuschungen.
Wie sich eine Anorexie (Magersucht) wirksam behandeln lässt: Therapeutisches Vorgehen und Ziele
Gründe für eine stationäre behandlung.
Die Entscheidung für eine stationäre Behandlung hängt bei Essstörungen von verschiedenen Faktoren ab. In erster Linie spielt der Schweregrad der Erkrankung eine entscheidende Rolle, wobei im Falle der Anorexie ein sehr niedriger BMI (in der Regel unterhalb der 3. BMI-Perzentile) sowie rapider Gewichtsverlust Indikatoren für eine stationäre Behandlung sind. Schwere körperliche Komplikationen stellen ebenfalls Kriterien für eine stationäre Aufnahme dar. Da eine hohe Essattackenfrequenz, häufiges Erbrechen, starker Missbrauch von Medikamenten, z. B. Abführmitteln (Laxantien) und Entwässerungsmitteln (Diuretika) bei der Bulimie bzw. der aktiven Form der Anorexie häufig zu somatischen Komplikationen führen, ist in diesen Fällen ein stationärer Aufenthalt ebenfalls notwendig. Eine ausgeprägte psychiatrische Komorbidität (z. B. depressive Störung, Angststörung, Zwangsstörung, beginnende Persönlichkeitsstörung), festgefahrene familiäre Interaktionen, soziale Isolation und Dekompensation der Eltern sind weitere Gründe für eine Behandlung im vollstationären Setting. Diese sollte möglichst nur mit Zustimmung des Patienten erfolgen, da sich eine fehlende Therapiemotivation ungünstig auf den Therapieverlauf auswirkt. Allerdings muss bei lebensbedrohlicher Gefährdung des Patienten auch bei fehlender Behandlungseinsicht eine stationäre Behandlung gegen den Willen der/des Jugendlichen in Betracht gezogen werden; dazu stellen Die Eltern einen Antrag (nach �1631 b) beim Familiengericht. Behandlungskonzept der Klinik
Wann eine medikamentöse Therapie sinnvoll ist
Bei Essstörungen sollte eine medikamentöse Behandlung nur in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung erfolgen. Bei der Anorexie wird bei anhaltender Depressivität, ausgeprägter Zwangs- und Angststörung die Behandlung mit einem Antidepressivum (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, SSRI) empfohlen. Zur Osteoporoseprophylaxe wird eine ausreichende Calciumzufuhr sowie Vitamin D angeraten. Die Behandlung mit SSRI hat sich auch bei der Bulimie als wirksam erwiesen, und zwar unabhängig davon, ob eine Depression vorliegt oder nicht. Zu berücksichtigen ist, dass die therapeutische Dosis bei der Bulimie um ein Drei- bis Vierfaches höher ist als bei der depressiven Störung. Mittels trizyklischer Antidepressiva oder SSRI lässt sich bei der Binge-Eating-Störung ein mäßiger Effekt erreichen. Ein Teil der Patienten profitiert von einer Behandlung mit Neuroleptika; vom Einsatz von Benzodiazepinen wird eher abgeraten. Behandlungskonzept der Klinik
Anorexia athletica

Synonyme: Sportanorexie, Anorexia sportiva Englisch: female athlete triad
Inhaltsverzeichnis
- 1 Definition
- 2 Geschichte
- 3 Epidemiologie
- 4 Kriterien nach Sundgot-Borgen (1993) & Clasing (1996)
- 5 Konsequenzen
- 6 Abgrenzung zur Anorexia nervosa
- 7 Risikosportarten
- 8 Diagnostik
Die Anorexia athletica ist eine Störung des Essverhaltens , die bei Leistungssportlern auftritt. Sie tritt hauptsächlich in Sportarten auf, in denen ein geringes Gewicht einen Leistungsvorteil bringt. Kennzeichnend für die Anorexia athletica ist eine bewusste Gewichtsreduktion, die nicht dem physischen Bedarf an Kalorienzufuhr im Sport entspricht, mit der Absicht die sportliche Leistung zu steigern. Für Anorexia athletica lassen sich keine Kriterien nach ICD-10 oder DSM-IV finden, da es formell gesehen keine Krankheit ist. Bei Betroffenen kann ein erhöhtes Risiko in das Krankheitsbild der Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa abzurutschen, beobachtet werden.
Der Begriff wurde erstmals von den beiden Wissenschaftlern Smith und Pugliese im Jahre 1983 verwendet, mit der Absicht auf eine Sonderform der Anorexie im Leistungssport aufmerksam zu machen. Sundgot-Borgen (1993) definierte später die Annorexia athletica anhand von zehn Merkmalen.
Epidemiologie
Eine Schätzung des Auftretens der Anorexia athletica gestaltet sich als schwierig. Abhängig von der Sportart und dem Geschlecht sind Zahlen zwischen 8 und 62 Prozent zu finden. Besonders häufig sind Frauen und Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren betroffen. Der Anteil der Männer liegt dabei, wie häufig bei Essstörungen , deutlich unter jenem der Frauen (Verhältnis 1:10). Schätzungen zu Folge leiden etwa 18 Prozent der Athletinnen im Leistungssport an Essstörungen , bei den nicht intensiv sporttreibenden Frauen lediglich 5 Prozent.
Die Prävalenzrate variiert auch hinsichtlich der Sportart. Untersuchungen im Leistungssport ergaben, dass in ästhetischen Sportarten, wie beispielsweise Ballett und Eiskunstlauf, 42 Prozent der Frauen von einer Essstörung betroffen sind. Für Männer liegen in diesem Bereich keine Angaben vor. Innerhalb der Ausdauersportarten, wie Schwimmen und Langstreckenlauf sind 24 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer erkrankt.
Kriterien nach Sundgot-Borgen (1993) & Clasing (1996)
Folgende 10 Kriterien können als kennzeichnend für eine Anorexia athletica genannt werden:
- Gewichtsverlust von mehr als 5% unter dem Normalgewicht
- Gewichtsverlust ist nicht durch organische Erkrankungen erklärbar
- verspätete Pubertät
- Zyklusstörungen (Ausbleiben der Regelblutung , seltene Blutung )
- Beschwerden des Eingeweidetraktes
- Körperschemastörung
- Angst, fettleibig zu werden
- Nahrungsrestriktion < 1200 kcal/Tag
- Abführverhalten ( purging )
- Fressanfälle
- Zwanghaftigkeit zu körperlicher Betätigung
Konsequenzen
- Unterversorgung mit Eisen , Kalzium und Vitamin D kann zu Anämie und Osteoporose führen
- häufig kommt es zu Oligo - und Amenorrhoe (beim kombinierten Auftreten von Essstörung, Amenorrhoe und Osteoporose spricht man von einer athletischen Triade )
Abgrenzung zur Anorexia nervosa
Häufig liegt die Anroexia athletica im Grenzbereich zwischen normalem Essverhalten und einer Anorexia nervosa . Die wichtigsten Unterschiede sind:
- Primäre Motive der Betroffenen: bewusst gesteuerte Gewichtsreduktion, bessere sportliche Leistung, sportliche Anerkennung, Erreichen einer bestimmten Gewichtsklasse
- Beurteilung erfolgt im Vergleich zu Konkurrenten kritisch aber realistisch. Keine gestörte Selbsteinschätzung
- Gewichtsreduktion steht in Abhängigkeit zu Trainingsphasen
- Ernährung kann nach Beendigung der sportlichen Laufbahn wieder umgestellt werden
Risikosportarten
- Sportarten mit hohem ästhetischen Anteil (Einskunstlaufen, Tanzen, Kunstturnen)
- Ausdauersportarten , bei denen das Körpergewicht getragen wird (Langstreckenlauf, Triathlon)
- Gewichtsklassensportarten (Ringen, Rudern, Boxen, Pferderennsport)
- weitere Sportarten, in denen das Gewicht die Leistung bestimmt (Skispringen, Klettern, Hochsprung)
- regelmäßige Gewichtskontrollen in sinnvollen Zeitintervallen
- Messung des Körperfettgehalts
- psychologische Testverfahren ( Eating Attitude Test , Eating Disorder Iventory )
- Osteoporose -Zeichen ( Stressfrakturen )
Ist die Diagnose gestellt, sollte ein multidisziplinärer Therapieansatz verfolgt werden:
- verschiedene Formen der psychotherapeutischen Behandlung (Einzeltherapie, Familientherapie, konzentrative Bewegungstherapie )
- Normalisierung des Stoffwechsels durch Ernährungsumstellung und Gewichtsmanagement (anfangs evtl. hochkalorische Substitution )
- Substitutionstherapie mit Hormonen und Kalzium gegen begleitende Osteoporose und Amenorrhoe
- Investor Relations
- Login Services
- Content Marketing
- Marktforschung
- Agile Commerce
- Alle Services
- Datenschutz

IMAGES
VIDEO
COMMENTS
Anorexia is an eating disorder where someone worries about gaining weight and takes extreme measures to lose or avoid weight gain. It can be life-threatening if left untreated. The most common age for anorexia nervosa to begin is 15-19 year...
Anorexia is an eating disorder where someone worries about gaining weight and takes extreme measures to lose or avoid weight gain. It can be life-threatening if left untreated. The most common age for anorexia nervosa to begin is 15-19 year...
Some of the Axis I disorders include panic disorder, anorexia nervosa, social anxiety disorder, substance abuse disorders, bipolar disorder, bulimia nervosa and major depression, according to Dr. Matthew Tull for About.com. Dr.
Statistiken zum Thema Magersucht. Übersicht; Empfehlungen der Redaktion; Statistiken. Magersucht (med.: Anorexia nervosa) ist die am
Since the beginning of the coronavirus pandemic and the associated lockdown measures, the number of children treated in this children's hospital
Anzeichen gestörten Essverhaltens finden sich in Welle 2 der KiGGS-Studie bei 19,8 % der deutschen Jugendlichen, wobei Mädchen deutlich häufiger betroffen sind.
Zu den Essstörungen zählen die Erkrankungen Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) und andere problematische Verhaltensweisen.
Der Zusatz „nervosa“ drückt aus, dass die Erkrankung „nervlich“ bzw. psychisch bedingt ist. Starker Gewichtsverlust und Untergewicht. Menschen mit einer
Anorexia nervosa – Verzehrende Suche nach Sicherheit: Wege zur Veränderung im Kontext naher Beziehungen | Liechti, Jürg, Liechti-Darbellay, Monique | ISBN:
Spinal muscular atrophy (SMA) is an autosomal recessive condition affecting lower motor neurons causing progressive muscle atrophy [ 1 ].
Eingangsseite der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München.
Eight such loci have been identified regarding anorexia nervosa (AN). These results as well as those from cross-disorder analyses provide
Anorexia nervosa. — The problem of patient selection and follow-up duration
Die Anorexia athletica ist eine Störung des Essverhaltens, die bei Leistungssportlern auftritt. Sie tritt hauptsächlich in Sportarten auf, in denen...